Parlament berät über Hilfe bei Neuorientierung für Sexarbeiterinnen

Schätzungen zufolge gibt es in der Schweiz etwa 20.000 Prostituierte. Nicht alle üben diese Tätigkeit legal aus, und einige tun dies nicht freiwillig. Aus diesem Grund hat das Parlament einen Vorschlag erörtert, der darauf abzielt, die berufliche Neuorientierung von Sexarbeiterinnen zu erleichtern.

Lustmap Redaktion
6. 6. 2024
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Eine Frau, die anonym bleiben möchte und hier Sonja Müller genannt wird, schildert ihre Erfahrungen und Herausforderungen. Müller arbeitete 16 Jahre lang als Prostituierte unter extremen Bedingungen, in denen sie 24 Stunden am Tag verfügbar sein musste. Ihre Erlebnisse beinhalten Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch und gravierende gesundheitliche Probleme.
 

Ein neues Leben beginnen

Seit Januar hat Müller den Absprung aus der Prostitution geschafft und absolviert nun eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Diese Wende in ihrem Leben wurde durch Sozialhilfe und Unterstützung von Hilfsorganisationen ermöglicht. Trotzdem bleibt der Ausstieg für viele Frauen eine enorme Herausforderung, da es an umfassenden bundesweiten Angeboten mangelt. Eine Motion, die solche Unterstützungsangebote sichern sollte, wurde vom Ständerat abgelehnt. Die Zuständigkeit liege bei den Kantonen, was zu einem Flickenteppich an Regelungen führt.
 

Die Notwendigkeit umfassender Unterstützung

Rebecca Angelini von der Dachorganisation für Beratungsstellen betont, dass Opfer von Straftaten wie Zwangsprostitution nicht nur sichere Unterkünfte, sondern auch psychologische Betreuung und rechtlichen Beistand benötigen. Die unterschiedliche kantonale Handhabung führt oft zu Abhängigkeiten und Machtmissbrauch durch Bordellbetreiber. Für Frauen wie Müller bleibt der Ausstieg ein schwieriger und langwieriger Prozess, der viel Unterstützung erfordert.
 

Politische und gesellschaftliche Herausforderungen

Der politische Diskurs über die Unterstützung für Sexarbeiterinnen zeigt, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Betroffene Frauen brauchen stabile Strukturen, um sich beruflich neu orientieren zu können. Müller und andere, die ähnliche Wege gegangen sind, verdeutlichen, dass ohne entsprechende Hilfe die Gefahr groß ist, wieder in ausbeuterische Verhältnisse zurückzufallen.

Motion im Ständerat: https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/amtliches-bulletin/amtliches-bulletin-die-verhandlungen?SubjectId=64506
 

Hilfsorganisationen im Bereich der Prostitution:

Kanton Zürich:

Flora Dora, Zürich
stadt-zuerich.ch/floradora

Isla Victoria, Zürich & Winterthur
solidara.ch

Heartwings Verein, Zürich
heartwings.ch

Verein Anora, Winterthur
anora.ch

Basel:

Aliena
aliena.ch

Frauenoase
frauenoase.ch

Bern:

Fachstelle Xenia
xeniabern.ch

St. Gallen:

MariaMagdalena
sg.ch/angebot-mariamagdalena.html

Luzern:

Verein Lisa
verein-lisa.ch

Genf:

Aspasie
aspasie.ch

Lausanne:

Fleur de Pavé
fleurdepave.ch

Weitere Kantone:

Verein Blossom, Thurgau
blossom-tg.ch
Fachstelle Lysistrada, Solothurn
lysistrada.ch
Antenna MayDay, Tessin
sos-ti.ch/mayday.html

Nationale Meldestelle für Menschenhandel in der Schweiz:
act212.ch